geboren am 05.03.82, verstorben am 02.09.96
(Iphigenie vom Keien Fenn u. Aroscas Mr. Swede)

Mit Aaron fing alles an, er war mein 1. Labrador aus einer jagdlich geführten Showlinie (Zuchtbuch-Nr. 959 im DRC). Damals gab es noch nicht die Auswahl zwischen Show- und Arbeitslinien so wie heute. Aaron war einer, von insgesamt 12 Welpen (6 gelb/6 schwarz) und gehörte zum ersten Wurf der Familie Schuck aus Stuttgart. Ich war bei der Geburt von Aaron dabei. Die Aufzucht von 12 Welpen war gar nicht so einfach, denn es gab es noch keine Welpenmilch.

Die Ausbildung von Aaron war ziemlich abenteuerlich, weil es zu diesem Zeitpunkt keine Kurse oder ähnliches gab. Ich hatte niemand, der mir zeigen konnte wie es geht. Vor Aaron führte ich Deutsch Drahthaar und hatte somit vom „Einweisen“ eines Hundes keine Ahnung. Ich war absolut ahnungslos, wie man einem Hund das Einweisen beibringen könnte, so kam ich auf die Idee es bei Dunkelheit mit der Taschenlampe zu versuchen (Entenstrich). Wir schrieben das Jahr anno 1983 und es gab noch keine Leuchthalsbänder. Die Taschenlampe erwies sich auch als sehr praktisch, wenn ich mit ihm in Österreich auf unserer Berghütte war. Musste Aaron im Dunkeln raus um sich zu lösen, gab ich ihm immer die Taschenlampe mit (in den Fang), damit ich ihn in der Dunkelheit sehen konnte. Für ihn wurde das ganz normal mit der Taschenlampe loszuziehen…

Ich meldete uns zur BLP-Prüfung an, unsere Premiere beim Einweisen. Im Gegensatz zum Training, stand ich bei Tag, auf einer Wiese, ohne Taschenlampe und Aaron bestand die Prüfung. Im Laufe seine Hundelebens habe wir sehr viele Nachsuchen gemacht. Ich konnte mich immer 100% auf ihn verlassen und wir waren ein sehr gutes Nachsuchen-Gespann. Als ich die JGP/R (RGP)-Prüfung mit Aaron machte, lernte ich den Verbandsschweißrichter Edgar Wagner kennen.



Anmerkung Manuela Kern (Webmaster):

Ich habe Edgar Wagner darum gebeten, zu berichten, wie er Aaron und Karin kennengelernt hat und er ist meiner Bitte gerne nachgekommen.

Edgar schreibt am 07.03.10:

Es muss 1986 gewesen sein, dass ich vom DRC-LG-Süd, der V2, Veronika Holzer zur ersten RGP in den herrlichen Königlich Bayerischen Auwäldern, Wiesen und Rübenfeldern als Sonderrichter Schweiß eingeladen wurde.

Zu diesem Zeitpunkt kannte ich den "Begriff "Retriever bzw. Labrador“ nur vom Hören sagen und habe deshalb sofort zugesagt. Am Prüfungstag wurden mir 7 (sieben) Retriever auf der 400m Übernachtfährte vorgeführt, wobei ich von einer eindrucksvollen Riemenarbeit zur Nächsten aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kam.

Der erste Labi brachte seinen Führer, Baron Erwin von Fürstenberg an der straffen, bereits angelegten Schweißleine eiligst zur Richtergruppe. Ich konnte gerade noch die letzten einweisenden Worte loswerden, da zog die Hündin ihren Führer schon zum Anschuss und ehe wir Richter uns in Bewegung setzen konnten, war das Gespann schon im Busch verschwunden. Auf mein Rufen zum Anhalten, bekam ich die Antwort aus ca. 50m Entfernung. Wir folgten dem uns bekannten Fährtenverlauf und fanden das Gespann auf der Fährte. Mit der Ermahnung, doch etwas langsamer zu gehen, wurde die Riemenarbeit wieder aufgenommen. Die Hündin folgte der Fährte auf dem Punkt genau, aber wesentlich schneller als wir die Bestätigung für die Fährtentreue eräugen konnten. Das Gespann war natürlich wieder außer Sicht als ich wieder laut halt rufen musste. Als Antwort kam dieses mal, "was wollen sie denn, wir sind doch schon am Stück!".

So und so ähnlich ging es weiter, bis am Schluss ein Fräulein, Karin Schock aus Stuttgart, mit einem ansehnlichen Labrador Rüden namens Aaron vorschriftsmäßig mit Hund bei Fuß sich bei der Richtergruppe vorstellte. Absolut fachgerecht wurde der Hund abgelegt, der Anschuss untersucht und der Hund gerecht zur Fährte gelegt. Langsam aber sehr bedacht suchte sich Aaron auf der Fährte ein und folgte dem roten Faden mit überzeugenden Sicherheit und Kompetenz. Innerhalb der Richtergruppe warfen wir uns während dieser überzeugenden Arbeit staunende Blicke zu. Wir waren ganz vertieft in der Beobachtung der Arbeit, als das Gespann plötzlich anhielt, die Führerin sich umdrehte und der Richtergruppe ruhigen Blickes auf "schwäbisch" mitteilte "hier müsste das Stück liegen!".

Zunächst großes Staunen und Sprachlosigkeit über die klare Aussage an die Richtergruppe. Ich als Sonderrichter Schweiß und gleichzeitig Sprecher der Richtergruppe erwiderte "wenn hier das Stück liegen müsste würden wir es wohl auch sehen und bat die Führerin die Suche fortzusetzen.

Karin Schock blieb bei ihrer Behauptung, dass hier Ende sei. Während dieses kurzen Gespräches knackste es im vor uns liegenden Gebüsch und hervor trat der in diesem Revierteil amtierende Förster mit dem Stück Rehwild über der Schulter mit der Aussage: bin mit dem Auto stecken geblieben und musste das Stück zu Fuß hertragen.

Karin ging ganz selbstverständlich eine Riemenlänge zurück bis das Stück am Ende der Fährte abgelegt war und ließ sich von Aaron in gewohnter Manier zum Stück führen. Nachdem der Hund genossen gemacht- und die Beute frei gegeben war, fragte ich Karin, wie sie zu der festen Überzeugung kommen konnte, dass das Stück hier liegen muss?

Die Antwort kam ganz trocken "wenn der Fährtenverlauf zu Ende ist, bleibt mein Hund stehen, guckt mir auf die Dasch, was bedeutet, Belohnung abliefern, hier ist Ende".

Total beeindruckt überreichte ich den Bruch mit einer verschämten Entschuldigung. Das war mit ein wesentlicher Beitrag für meine Entscheidung, ein solcher Hund muss her und nach einigen Monaten hielt ANCY von der Whitehall Farm Einzug in die Familie Wagner und seit dem gibt es bei uns nur noch Labi's.

Mit diesem Erlebnis wurde gleichzeitig der Grundstein für die Verbindung mit Familie Schock und mit den Retrievern gelegt.



Aaron hatte ein gemütliches und liebes Wesen, doch mit seiner Gesundheit war es nicht um das Beste bestellt.

Als Aaron 11 Jahre alt war, kam Rawik dazu. Die beiden liebten sich heiß und innig. Als Rawik z.B. im Zahnwechsel war, kaute ihm Aaron die Büffelhautknochen vor bis sie weich waren. Als Aaron älter war und nicht mehr so gut kauen (musste ihm Backenzähne entfernen lassen) revanchierte sich bei ihm auf die gleiche Weise.

Ich behandelte Aaron homöopathisch, er wurde 15 ½ Jahre alt und wird für mich immer ein besonderer Hund bleiben und das nicht nur, weil es mein erster Labrador war.




Rawik als Welpe mit Aaron